7 Übernachtungen mit Wander-Spass für die gesamte Familie
Lebenslauf von Roswitha Zudrell, geborene Moosbrugger

An Engel ohne Flügel nennt ma Mama – Das Leben von Roswitha Zudrell, geborene Moosbrugger
Roswitha Mathilde Moosbrugger wurde am 29. März 1941 in Schoppernau geboren, wo sie Kindheit und Jugend verbrachte. In einer Großfamilie aufgewachsen, Roswitha hatte 5 Schwestern (Maria, Emma, Katharina, Hildegard und Olga) und 5 Brüder (Georg, Peter, Anton, Albert, Jakob), wurden die Sprösslinge schon früh in die Abläufe auf der Landwirtschaft und im Hotel Krone eingebunden. Später besuchte Roswitha eine Haushaltsschule in Andelsbuch, wo sie sich viele gastronomische Fertigkeiten aneignete.
Aus Roswithas Zeit als Serviererin, gibt es zahlreiche Anekdoten. Die Weinbrandwette brachte beispielsweise einen überzeugten Verzicht von gebranntem Wein mit sich. Ein Vertreter bot ihr eine Wette an, die Roswitha in ihrem jugendlichen Leichtsinn angenommen hatte. Es sollte die Trinkfestigkeit unter Beweis gestellt werden und der Unterlegene musste den konsumierten Weinbrand bezahlen. Roswitha, zäh wie sie war, gewann. Sie musste zwar den Weinbrand damals nicht bezahlten, aber konnte auch später keinen mehr trinken.
Die Begegnung mit Adolf, ihrem späteren Ehemann, ereignete sich auch in Roswithas beruflichem Umfeld. War Adolf als Musikant der „Lustigen Silbertaler“ für einen Auftritt nach Schoppernau gekommen. Sein Humor, die Stimmung, die von seiner Musik ausging, faszinierten Roswitha gleichermaßen. Roswitha, die bei der Veranstaltung im Service war, konnte Adolf aber noch mehr für sich gewinnen, weil er auf Alkohol verzichtete. Er erklärte ihr, dass er ja erstens noch ins Montafon zurückfahren musste. Zweitens sein Dienst als Bäcker wenige Stunden nach dem Auftritt beginnen sollte. Sie war so erstaunt, dass der Humor und die Sprüche auf der Bühne sich nicht durch Bier & Schnaps ergaben, sondern Teil der Persönlichkeit sein mussten. Der echte Charme musste überzeugend gewesen sein. Auch die Skepsis der Schwiegereltern konnte bald überwunden werden; das Paar bekam von Roswithas Eltern den Segen für die Hochzeit im Juni 1967 und fortan war der Kristberg ihr Zuhause. Mit den Jahren sprach sie auch Dialekt und war von einer Montafonerin nicht zu unterscheiden. Wenn Roswitha allerdings mit ihrer Familie im Bregenzerwald telefonierte, redete sie in einer für uns unverständlichen Sprache.
Dass Adolf mit Roswitha so eine fleißige und fachlich kompetente Partnerin gefunden hatte, war pures Glück. Sie konnte, während er noch als Musiker unterwegs war, mit seinen Schwerstern Barbara, Katharina, Rosmarie und Lydia den Gasthof führen.
Schon bald wurde das Familienleben von Roswitha und Adolf mit der Geburt ihrer Tochter Silvia im März 1968 bereichert. Auch der Gasthof nahm an Bekanntheit und Beliebtheit zu und es gab immer mehr zu tun. Deshalb forderte Roswitha von ihrem Adolf eine Entscheidung: „Entweder Musiker oder Gastwirt!“ Ihr wisst vielleicht, dass er seine Musikerkarriere spontan beendete und sich vollkommen dem Betrieb widmete. Roswitha arbeitete still und bescheiden im Hintergrund und hatte die Fäden in der Hand. Adolf überlies sie die Rolle des Gastgebers, da er ja an „Bühnen“ gewöhnt war.
Der unternehmerische Weitblick ihres Mannes, seine zielgerichteten Investitionen, brachten viele arbeitsreiche Jahre mit sich. Er wurde nicht müde neue Projekte zu verwirklichen, zu denen in der Folge auch noch Schilifte, Loipenspurgeräte und Pistenwalzen gehören sollten. Lächelnd erzählte Roswitha, dass ihr Umfeld jahrelang von Bau-Staub und hämmernden Handwerkern geprägt war. Adolf wollte immer bauen: „Gefragt hat er mich schon, aber insgeheim hatte er die Projekte schon beschlossen, wie er wollte“. So expandierte das Unternehmen stetig.
In der Familie gab es im April 1970 den nächsten Nachwuchs: Roland kam zur Welt. Im September 1971 wurde dann Jürgen geboren ein Jahr später im September kam Karin hinzu. Die Geburt von unserem Günter, am 5. Dezember 1973 wurde zum Ereignis: war doch das Schneetreiben so heftig, dass ein Stromausfall die Folge war. Hebamme Maria, die Schwägerin von Roswitha, musste mit der Seilbahn mittels Notantrieb von Erich auf den Berg gebracht werden, um die Hausgeburt zu begleiten. Im April 1976 wurde der Nachzügler Wolfgang geboren und die Familie war komplett.
Die täglichen Anforderungen, die beruflich an Roswitha gestellt wurden, waren besonders groß. Schüttelte sie morgens die Betten der Gäste auf, kochte sie mittags für die Schifahrer und Wanderer, bügelte sie nachmittags die Wäsche und stand abends wieder am Herd, um die Hausgäste mit einem Menü zu sättigen. Beim Kochen war ihr Bruder Jakob, der langjährige Küchenchef des familieneigenen Sporthotel Krone in Schoppernau, ein sehr bedeutender Berater. Musste sie doch eher unvorbereitet, sehr bald die Führung der Küche übernehmen. Sie war eine echte Powerfrau.
Während der Saison war die Zeit für die Familie rar, dafür widmete Roswitha Ihren Kindern ihre volle Aufmerksamkeit, wann immer es möglich war. Erstaunlicherweise gelang es ihr alles unter einen Hut zu bringen. Oft waren es auch die liebevollen kleinen Dinge, mit denen sie ihre Kinder reich beschenkte: wenn wir aus der Schule kamen, war der nächste fertige Knödel oder das Schnitzel auf dem Grill für UNS und die Gäste mussten warten. Besonders die Zwischensaison nutzte sie für die Familie, wenn sie sich nicht gerade wieder um eine Baustelle kümmern oder für die Handwerker kochen musste.
Das touristische Fundament des Kristbergs wurde von Roswitha und Adolf erschaffen, denn dass auch Schlepplifte, Pistenwalzen und das Spuren der Loipe von der Arbeit im Gasthof finanziert werden sollten, hätte sich Roswitha bestimmt nicht vorstellen können. Offenbar hat Adolf sie mit seinem Weitblick überzeugt. Wenn selbst der Steuerberater zweifelte, ob dieser Weg finanziell zu schaffen ist, vertrauten die beiden auf ihre Intuition, was sich auszahlte. Als Unternehmerpaar bleiben sie uns Vorbild und Ansporn. Trotz der arbeitsreichen Jahre konnte Roswitha ihren Söhnen und Töchtern die Freude für einen touristischen Beruf mitgeben. Auch blieb ihr Engagement nicht unbemerkt, denn das Land Vorarlberg zeichnete sie für ihr Lebenswerk und die Ausbildung von zahlreichen Lehrlingen öffentlich aus.
Die Rolle als Oma bereitete Roswitha innige Freude. Die Enkelkinder Jasmin, Sophia, Lukas, Sarah, Stephan, Julian, Moritz und Lena, lebten ohnehin mit ihr auf dem Kristberg. Aber auch Niklas, Jonas aus Meilen und Martin, Maike, Katharina, Anna und Simon, die in Sulz zu Hause sind, besuchten sie oft und gern.
Brösel und Kaiserschmarren mit Apfelmus, die sie mit Hingabe zubereitete, wurde von allen Enkeln mit Begeisterung belohnt. Auch der „geheime“ Süßigkeiten Schrank war nicht so geheim, dass er nicht von ihnen entdeckt wurde. Wer sich mit Oma zum Memory, Mensch-ärgere-dich-nicht oder jassen traf, musste feststellen, dass das Glück meist auf ihrer Seite war und sie über Ihre Enkel oder Adolf triumphierte. Selbst beim Zählen der Jasskarten war sie überlegen, denn Rechnen war eine ihrer Stärken.
Auch der Kontakt zu Roswithas Geschwistern im Bregenzerwald blieb lebendig und wurde gepflegt. Entweder traf man sich am Kristberg zum Austausch über vergangene Zeiten und aktuelle Familienereignisse. Oder aber Roswitha und Adolf blieben für ein paar Tage im Wald und verabredeten sich dort mit Roswithas Geschwistern. Viele schöne Erinnerungsbilder sind dabei entstanden.
Die Pensionierung vollzog sich zögernd und fließend zugleich, denn wer sein ganzes Leben die Arbeit in den Mittelpunkt gerückt hatte, konnte nicht einfach aufhören. So war Roswitha noch lange Zeit im Bügelzimmer auf ein Schwätzchen anzutreffen. Bemerkenswert war auch, dass die Türe ihrer Wohnung stets unverschlossen bleibt. BesucherInnen waren immer willkommen. Es war sogar so, dass sie sich unwohl fühlte, wenn niemand kam.
Mit den Jahren wurde Roswitha ruhiger und genoss mit Adolf den wohnverdienten Ruhestand. Nun bestimmten ausgedehnte Spaziergänge den Tag. Roswitha war bevorzugt auf ihrem Kristberg. Im Montafon verwendet man den Begriff „Hemküale“: Ihr war die gute Luft, das frische Wasser, viel Sonne und die Nähe zur Familie genug. Mit ihren Worten: „Das beste Mittel für ein langes und glückliches Leben“.
Obwohl Roswithas Reisefreude sehr gering ausgeprägt war, begleitete sie Adolf doch mehrmals nach Grand Canaria. Das Meer, die Sonne und die unbekümmerte Zeit waren, erst wenn die Koffer wieder auf den Dachboden kamen, auch für sie wertvoll. Auch Tante Babi und Willi oder andere Familienmitglieder reisten hin und wieder mit.
Die allererste Familienreise, führte uns 1985 nach Rom. Sie war ein herausragendes Erlebnis. Wir wurden von drei Schwestern, die im Umfeld vom Papst in einem weltlichen Orden lebten, eingeladen. Wir hatten Leideke und Josepha am Kristberg kennengerlernt, wo sie im Sommer urlaubten. Damit waren eine passende Familienunterkunft und die besten Führungen durch Rom schon mal gesichert. Dank der Beziehungen zum Vatikan und dem persönlichen Kontakt zu Papst Johannes Paul II, gelang es uns im vollen Petersdom in den vordersten Reihen zu platzieren und von dort an der Audienz teilzunehmen. Manchen von uns reichte der Papst sogar die Hand.
Ähnliches gilt für die letzte große Familienreise: die Hochzeit am 21. September 2014 von Didem und Wolfgang, denn auch hier war beinahe die gesamte Familie anwesend. Die wunderschönen und erlebnisreichen Tage in Istanbul, wo die Hochzeit stattfand, haben für alle, auch heute noch, einen ganz besonders hohen Erinnerungswert.
Bis zum Juli 2023 führte Roswitha ein selbstbestimmtes Leben. Ein Sturz, der eine Operation an der Schulter notwendig machte, markierte eine Veränderung. Plötzlich war sie auf Hilfeleistung angewiesen, was ihr anfangs besonders schwerfiel. Das empathische Team vom Krankenpflegeverein und Mobilen Hilfsdienst Außermontafon, konnte Roswitha dann doch über eine feinfühligen Pflege für sich gewinnen. Sie konnte die Unterstützung dankend annehmen.
Roswitha lebte gern. Die Begegnungen machten ihre Tage lebendig und abwechslungsvoll. Mit der Lungen Embolie Ende Oktober 2024 begann die lebensmindernde, gesundheitliche Entwicklung; ihr folgten starke Infektionen, die nur im Krankenhaus unter ärztlicher Aufsicht behandelt werden konnten. Um den drei Spitalaufenthalten ihre Dramatik zu nehmen, war sie 24-Stunden in Gesellschaft. Ihre Söhne und Töchter wechselten sich ab. Damit wurde die Orientierungslosigkeit in der unvertrauten Umgebung und ihre Angst gemindert. Auch ihre letzten Tage, im Krankenhaus in Bludenz, wo sie bestens versorgt und betreut wurde, war lückenlos von Familienmitgliedern begleitet.
Am Sonntagmorgen, dem 2. Februar 2025, einem wunderschönen und sonnigen Wintertag, beendete Roswitha, mit einem friedlichen Gesichtsausdruck, ihr irdisches Leben.
Heute danken wir dir, als deine Familie von ganzem Herzen. Das Zitat eines langjährigen Stammgastes bringt es auf den Punkt: „Ohne Roswitha wäre der Kristberg nicht das, was er ist. Wir behalten dich liebe Roswitha in liebevoller Erinnerung, als die starke, bescheiden im Hintergrund agierende Powerfrau, und Oma, Ehefrau, Mama, Tante, Gota und Schwester und Schwägerin, die du warst. Unsere Liebe und Dankbarkeit, die ewig bleibt.
Unser Dank gilt auch dem Team vom Krankenpflegeverein & Mobilen Hilfsdienst Außermontafon, der Belegschaft des Landeskrankenhauses Bludenz & Feldkirch, allen voran Primar Süssenbacher, ihrem Hausarzt Dr. Tobias Walter und allen die Roswitha in den vergangenen Wochen so würdevoll unterstützt und begleitet haben.
Da Roswitha den Kristberg so geliebt hat, ist hier ihre letzte Ruhestätte: in der eigens dafür gebauten kleinen „Familien-Gedenkskapelle“ am Kristbergsattel.
Lebenslauf inklusive der Bilder als PDF Datei herunterladen.